LOCRI
Das bekannte Verwaltungszentrum Kalabriens, Locri, liegt
an den ionischen Küsten, in der Provinz von Reggio Kalabrien.
Geschichte
Locri Epizephyrii wurde von griechischen Kolonien aus Locride
zwischen dem VIII und dem VII Jahrhundert v.Chr. gegründet.
Dem Orakel von Delphi folgend, siedelten sich die Griechen
zuerst in der Nähe von Zephyrion Acra (heutiges Capo
Bruzzano) und dann in der Gegend der heutigen archäologischen
Ausgrabungsstätte an.
Die Sikuler, ein italisches Volk, kamen in Kalabrien und Sizilien
um das XII Jhd. v.Chr. an. Sie hatten schon eine Siedlung
in der Nähe der Janchina Hochebene, hoch auf dem Berg
des aktuellen Ortes und nannten die neuen Kolonien Epizephyrii,
Siedlungen auf Capo Zefirio.
Schon bald allerdings wurden die Griechen auf die Unangemessenheit
ihrer Wahl aufmerksam, und entschieden sich dafür, in
den aktuellen Ort zu ziehen, der schon seit jeher in Frieden
mit den Sikulern stand ,sie schließlich verjagte und
die Kuestenebene des indigenen Zentrums besetzte. Von diesem
sind noch die Nekropole und einige Leichenausstattungen geblieben.
Polybios erzählte, dass die Griechen ein Trick anwandten,
um sich dem Ort zu bemächtigen , indem sie den Sikulern
ein friedliches Zusammenleben versprachen "welches aufhören
würde, sobald ihr Boden betreten und sie einen Kopf auf
den Schultern tragen würden“. Nachdem sie aber
vorher schon Erde ihres Vaterlandes in den Schuhen und Knoblauchstücke
auf den Schultern trugen, befreiten sie sich von dem Schwur
von Beidem und glaubten, ohne Unehre gegen den Pakt zu verstoßen.
Natürlich folgte darauf eine gewalttätige Reaktion
der Sikuler und ein darauffolgender Kampf in der Auseinandersetzung
der indigenen Voelker.
In nur wenig Zeit erlangte Locri Berühmtheit und wurde
die erste Kolonie Grossgriechenlands, die sich nach den Gesetzen
richtete. Den berühmten Gesetzen des Zaleukos (660 v.Chr.)
,die für jede Straftat bestimmte Strafen vorsahen und
Frauen eine große Autorität in der Familie zusprachen.
Als Beweis seiner Bedeutung, erweiterte Locri seinen Einfluss
an den thyrrenischen Küsten und gründete die Kolonien
Medma (Rosarno) und Hipponion (Vibo Valentia) im VII Jahrhundert
v.Chr.
Diese Expansionspolitik endete mit dem Zusammenstoß
der anderen griechischen Kolonien wie Crotone, das Krieg gegen
Locri führte, und in der Sagra Schlacht.
Für Locri folgte eine Zeit des Friedens, die allerdings
von neuen Auseinandersetzungen mit Reggio (477 v.Chr.) unterbrochen
wurde. Locri war gezwungen, Allianz und Schutz von Hieron
I von Syrakus zu erfragen. Reggio lehnte die Belagerung ab.
Der Zusammenstoß verspätete sich aber nur. Locri
unterstuetzte Syrakus im Krieg gegen Reggio Kalabrien, an
dem auch Athen teilnahm und eine Flotte schickte. Die Auseinandersetzungen
endeten in der Belagerung von Syrakus durch die athenische
Flotte, das Einschreiten Spartas und der totalen Niederlage
von Athen (413 v.Chr.).
Die Allianz mit Syrakus wurde daraufhin von der Hochzeit von
Dionysius I mit Doris (398 v.Chr.) befestigt, die aus einer
Adelsfamilie von Locri stammte.
Nach dem Sieg von Dionysius über den Italiotischen Bund
(389 v.Chr.) schloss sich Locri an die Städte Caulonia,
Medma und Hipponion.
Die Allianz mit Syrakus endete, als Dionysius II, der 356
v.Chr. nach Locri flüchtete, die Macht errang und eine
Politik einführte, die bei der Aristokratie unbeliebt
war. Diese antwortetete darauf mit der Vernichtung seiner
Familie während seiner Abwesenheit (346 v.Chr.). Daraufhin
folgte eine vorübergehende Regierung und die Einführung
einer demokratischen Politik.
Die Stadt begann mit dem Druck der eigenen Münze und
entwickelte sich so sehr, dass sie ihren höchsten Punkt
zu Beginn des III Jahrhunderts v.Chr. erreichte.
Die Stadt alliierte sich dann mit dem griechischen Tyrann
Agathokles und schaffte es, Crotone einzunehmen (295 v.Chr.)
und Hipponion (292 v.Chr.) von der Herrschaft der Bruttier
zu befreien. Nach dem Tod des Tyrann (289 v.Chr.) allerdings,
musste es eine römische Besetzung zur Stadtverteidigung
(282 v.Chr.) akzeptieren.
Die Politik änderte sich erneut durch den Beginn des
Krieges zwischen Tarent und Rom, dem die Ankunft Pyrrhus in
Italien folgte (280 v.Chr.). Locri und die Bruttier, die bis
jetzt verfeindet waren, vereinte sich mit Pyrrhus um die Roemer
zu schlagen. Locri wurde vom Meer aus von Römern und
Karthagern (278 v.Chr.) belagert, widerstand diesen aber.
Die Überlegenheit der aristokratischen Partei in der
Stadt, zu Gunsten Roms, führte dazu, dass Locri an den
römischen Konsul Publio Cornelio Rufino (277 v.Chr.)
gelangte. Darauf folgte die Rache von Pyrrhus, welcher im
darauffolgenden Jahr Locri belagerte und den Persephone Tempel
ausplünderte.
Die Auseinandersetzung zwischen Pyrrhus und Benevent (275
v.Chr.) ließen Locri an die Roemer übergehen. Diese
aber ließen eine bedeutende Regierungsautonomie zu.
Nach der Schlacht von Cannae (216 v.Chr.) wurde Locri von
den Karthagern belagert und eingenommen, die eines ihrer bedeutenden
Besatzungen wurden. Deshalb wurde es erfolglos von Konsul
Quinzio Crispino (208 v.Chr.) belagert und schließlich
von Scipio (205 v.Chr.) eingenommen.
Von diesem Moment an folgte Locri dem Schicksal Roms und wurde
Municipium (88 v.Chr.). In der Kaiserzeit verlor es erneut
an Bedeutung.
Als die Stadt 330 Bischofssitz wurde, bekam es wieder seine
Bedeutung zurück. Der Fall Roms, die Überfälle
der Westgoten und Wandalen (V Jhd.), die Entstehung des Ostgotischen
Reiches (494-553) und die Auseinandersetzung mit den Byzantinern
(535-553) verschwaechte definitiv das wirtschaftliche und
soziale System. Hinzu kam die verwerfliche byzantinische Wirtschaftspolitik,
Malaria und die Überfälle der Sarazenen die die
Einwohner dazu führten, die Stadt für immer zu verlassen.
Locri ist die Geburtsstadt von Philosophen, Gesetzgebern,
Athleten und des Dichters Stesichoros.
Besuch der Ausgrabungsstätte
3 km vom modernen Wohnort entfernt kann man die Reste des
antiken Locri Epizephyrii bewundern. Die Ausgrabungsstätte
erlaubt einen angenehmen Besuch der Tempelreste, des Theaters
und der Nekropolen aus verschiedenen Zeitaltern.
Von der antiken Stadt sind noch Mauerreste und Teile der Hauptstraße
uebrig geblieben die sie einst durchquerte.
Etwas weiter oben liegen die Reste des Heiligtums von Persephone,
das von Pyrrhus geplündert wurde.
Angrenzend am Ort liegt das Nationalmuseum von Locri Epizefiri,
welches eine bedeutende Vielzahl an Fundstücken verwahrt.
Das moderne Locri ist ein bedeutendes Verwaltungszentrum und
auch bedeutender touristischer Badeort der ionischen Küste.
Orte von Interesse
- Tempio Jonico di Marasà
- Tempio di Marafioti
- Santuario di Persefone
- Tempietto di Atena
- Teatro
- Mura
- Porte
- Centocamere
- Stoaà a U
- Porto
- Pinakes
- Torre Marzano
- Necropoli romana, greca ed italica
Museen
- Museo Nazionale di Locri Epizefiri
- Antiquarium
Veranstaltungen
- Premio nazionale di poesia del "Giugno Locrese"
- Rassegna del Teatro Classico, Tempio di Marasà, Area
archeologica di Locri
- Festival Musica Etnica A Sud del Sud in agosto
- Locride Summer Village in agosto
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